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Claudia Brefeld artgerecht & ungebunden
Vom Emblem zum Sinn-Bild
Das Emblem, abgeleitet aus dem Griechischen emblema (Eingefügtes, Einlegearbeit, Mustersinnbild) war im Altertum, dem eigentlichen Wortsinn entsprechend, die Bezeichnung für ein Einzelteil innerhalb eines größeren Gefüges (Mosaik, Tapisserie) und später auch ein getriebenes oder gegossenes Relief sinnbildlicher Art (aus Silber, Bronze) an Schalen oder Kästen, schließlich an Zierat schlechthin. Nachfolgend wurde es als eigenständiges Objekt angesehen und galt als Kennzeichen von Gilden und Zünften, Sinnbild für Bildhauerei, Landwirtschaft, Musik, Malerei, Wissenschaft und mehr, sowie als Hoheitszeichen. In der Renaissance und im Barock (von Spanien ausgehend) erfreute es sich besonderer Beliebtheit und stellte ein dreiteiliges Kunstgebilde dar, gestaltet mit dem Bestreben, Abstraktes in ein Bild zu erfassen und ihm durch eine neuartige Deutung einen hintergründigen Sinn zu geben, also eine Verzahnung von Bildkunst und Literatur. Schaut man sich barocke Emblem-Sammlungen näher an, sind diese drei Teile in der Gesamtgestaltung definiert:
Das Entwerfen eines Emblems begründete sich aus der Überzeugung, dass das Weltgeschehen voller Verweise, verborgener Bedeutungen und verdeckter Sinnbezüge steckt und daraus folgernd, dass alles Sichtbare auf einen höheren, inneren Sinn dieser Weltordnung verweist.
1531 verfasste der italienische Jurist Andreas Alciati (1492-1550) das "Emblematum Libellus" (Emblematum liber). Dieses kleine Büchlein wurde bald schon in mehrere Sprachen übersetzt und gilt als die älteste Publikation über Embleme. Zunächst enthielt es eine Anzahl Epigramme. Für jeden Vers wurde ein Holzschnitt angefertigt. Auf Grund des großen Erfolges wurde die Ausgabe überarbeitet und erweitert – bis 1790 erschienen über 130 Ausgaben.
Ein Meister dieser Kunstform war der ungarische Arzt, Philologe, Dichter und Kunstsammler Johannes Sambucus (1531-1584). 1564 erschien die erste Auflage seines Werkes „Emblemata“. Fünf weiter Auflagen folgten, durch die er international bekannt wurde.
Diese Lust am „verrätselten Dasein“ und der barocke Bilderstil machten im gesamten Westeuropa die Emblematik (Wissenschaft, die sich mit der Geschichte und Bedeutung von Emblemen beschäftigt) populär, deren Hochblüte zwischen 1530-1650 anzusiedeln ist. So umfasste die Emblem-Literatur im 16./17. Jahrhundert über 600 Titel und nahm fast den Rang von Hausbüchern ein. Sie erläuterte, teilweise mit Illustrationen versehen, die Bedeutung der Embleme und ist somit zur Grundlage für die Entschlüsselung vieler Feinheiten in der Barockliteratur geworden.
Ein herausragendes Werk über Emblematik verfasste der Mediziner, Philosoph, luth. Theologe und Physiker Nikolaus Taurellus (lateinischer Gelehrtenname; französisch: Tourot, deutsch: Öchslein; 1547-1606) - mit seinem Buch „Emblemata Physico-Ethica“ im Jahre 1595.
Das Emblem ist auf Grund seines sinnbildhaften Charakters mit dem Attribut und dem Symbol verwandt.
Das Attribut (lat. attributum, das Beigefügte) ist in der bildendenden Kunst ein Gestaltungsmittel. Es ist eine aussagestarke, erklärende Beigabe, die eine dargestellte Person kennzeichnet (z. B. Apfel > Adam und Eva).
Das Symbol (griech. symbolon aus symballein, zusammenwerfen) hingegen ist ein kennzeichnender Gegenstand, der stellvertretend für eine Person, ein Objekt oder auch einen Begriff verwendet wird (Alpha und Omega > Anfang und Ende). Symbole sind oftmals verschlüsselte Hinweise oder geheime Botschaften.
Den Begriff Emblem setzt man heute vielfach mit dem Begriff Sinnbild gleich.
Sinnspruch (oder auch Aphorismus) und Sinnbild ergänzen sich heute zu einer Kombination, die dem früheren Emblem ähnelt. (Claudia Brefeld: 26-5-2008) Literatur:
Boissard, Jean Jacques: |
letzte Änderung: 13-10-2018