Haiga-Besprechung
in 80-2025/3

Sonja Raab
Claudia Brefeld:
Ein Haiga mit bedeutsamen Metaphern, die ein hohes Maß an Vielschichtigkeit evozieren.
Auffallend der Regenbogen: Er gilt als Symbol für Hoffnung, Frieden und Vielfalt.
Der Rabe hingegen steht für eine zwiespältige Symbolik. Beispielsweise wird er einerseits allgemein als Unglücksvogel angesehen, andererseits verehrten die Germanen Raben als heilige Göttervögel, da ihr Gott Wotan sich manchmal in einen Raben verwandelte. Der Kyffhäuser wiederum wird in der heutigen Zeit zu einem Identifikationsort rechter Kräfte, die versuchen, diesen Ort politisch für sich zu vereinnahmen. Zugleich stehen Kyffhäuser und Raben noch in einem anderen, direkten Zusammenhang – siehe Barbarossa-Mythos (Fliegen die Raben noch um den Berg?).
Trotz der geballten Symbolik strahlt das Haiga eine verhaltene Leichtigkeit aus: noch ist der Regenbogen optisch stark präsent. Aber es bedarf eines gemeinsamen Anpackens, um die Doppeltür zu öffnen.
in 78-2025/1

Kirsten Döbler
Claudia Brefeld:
So bescheiden dieses Haiga auf den ersten Blick daherkommen mag, so fein und tiefgründig wirkt es. Das Bild entwickelt nicht unmittelbar den Begriff „auftauen“ weiter, indem es beispielsweise tropfendes Wasser von Eiszapfen oder Ähnlichem darstellt. Hier wird langsam beim Auftauen des Schnees eine darunterliegende Schicht freigelegt! Diese Metapher kann man in ihrer Offenheit wunderbar in Gedanken weiterentwickeln … In dieser Vielschichtigkeit öffnet sich das Haiga sowohl dem aktuellen Zeitgeschehen als auch dem eigenen persönlichen Umfeld.
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