Helga Stania
geboren in Siegen; Examen in Biologie, Geographie und Pädagogik an der Universität Bonn, Tätigkeit als Lehrerin; lebt seit 30 Jahren in der Innerschweiz.
Sie schreibt Haiku, Tanka, Kettengedichte, Haibun und gestaltet Haiga. Zahlreiche Veröffentlichungen in deutschen, angelsächsischen und japanischen Magazinen und Jahrbüchern.
Haiku
blurring lines ‘tween nature and dream first strawberries
a hundred gourds Juni 2015
verblassende linien zwischen natur und traum erste erdbeeren
free climber -- the bearded vulture one with the wind
asahi 04.01.19
freeclimber… der bartgeier eins mit dem wind
seine ironie der klare schatten vom restlicht
his irony the low light’s clear shadow
Chrysanthemum Herbst 2016
waterfall the extravagance of light
a hundred gourds März 2013
wasserfall die extravaganz des lichts
Tanka
nor a call nor a letter but today a fragrant greeting from the hackberry
cattails II 2017
kein Anruf kein Brief aber heute ein duftender Gruß von der Traubenkirsche
Wind malt Bilder mit leuchtendem Laub flüsternd auf dem Kiesweg führt Mutter Selbstgespräche
wind paints pictures with luminous leaves whispering on the gravel path mother talks to herself
a hundred gourds März 2014
auf einem Steg das Moor überqueren gemeinsam solang noch der Himmel die Planken erhellt
crossing the bog on a wooden path together as long as the sky sheds light on the planks
a hundred gourds 5.3
Haibun
wind
zerzauste föhren zu inseln zusammengedrängt, geröll und mageres gras. der dunst blieb im tal zurück
spätsommers die luziden tage ── ein lied aus reinem nichts
einfach nur gehen bis zum horizont ...
wind
dishevelled pines huddled to islands, boulders and meager grass. the haze remained in the dale
late summer the lucid days ── a song made of pure nothingness
just walking to horizon ...
Chrysanthemum I 2015
(September 2019) |