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Claudia Brefeld
artgerecht & ungebunden
Rengay
Rengay-Werke 2020 Stadt-Zyklus (Rengay-Zyklus - vierteilig) von Sylvia Bacher / Brigitte ten Brink / Claudia Brefeld Gedanken wiegen schwer von Claudia Brefeld, Ilse Jacobson, Claus Hansson Ghost Riders Claus Hansson, Claudia Brefeld, Ilse Jacobson 2019 Landschaften (Rengay-Zyklus - neunteilig) von Sylvia Bacher / Brigitte ten Brink / Claudia Brefeld 2018 vom See her ... von Eleonore Nickolay / Horst-Oliver Buchholz / Thomas Opfermann / Ramona Linke / Ulrich George / Claudia Brefeld 2016 ... Werden und Vergehen (Doppel-Rengay) von Angelika Holweger / Claudia Brefeld 2015 Das Rauschen sehen von Claudia Brefeld / Helga Stania den Weg teilen von Claudia Brefeld / Maren Schönfeld / Eleonore Nickolay 2014 Europa - ohne Grenzen (Rengay-Zyklus - achtteilig) von Claudia Brefeld / Martina Heinisch Im Donnergrollen von Gerda Förster / Claudia Brefeld Schatten übers Land von Eleonore Nickolay / Claudia Brefeld Stille (Doppel-Rengay) von Angelika Holweger / Claudia Brefeld 2013 Träume schwinden von Angelika Holweger / Claudia Brefeld verirrt (Doppel-Rengay) von Claudia Brefeld / Gitta Hofrichter / Gérard Krebs 2012 aufgelesen von Gitta Hofrichter / Claudia Brefeld erloschene Kerzen von Martina Heinisch / Claudia Brefeld Dort, wo die Mauer stand (Doppel-Rengay) von Claudia Brefeld / Helga Stania 2011 Auflösen von Claudia Brefeld / Ralf Bröker ... dich vernommen von Claudia Brefeld / Gitta Hofrichter Strandgut (Doppel-Rengay) von Helga Stania / Claudia Brefeld Im Aufwind (Graphic-Rengay) von Claudia Brefeld / Martina Heinisch unter Arvenzweigen von Claudia Brefeld / Helga Stania Offene Weite von Andrea d'Alessandro / Claudia Brefeld 2010 Vier-Elemente-Zyklus (Rengay-Zyklus - vierteilig) von Claudia Brefeld / Heike Gewi / Walter Mathois Tauwetter von Helga Stania / Claudia Brefeld Wind übers Land von Hans Lesener / Claudia Brefeld / Georges Hartmann Muscheln in der Hand von Gitta Hofrichter / Claudia Brefeld 2009 Immer weiter von Claudia Brefeld / Heike Stehr Funkenflug von Claudia Brefeld / Georges Hartmann Eingeholt von Claudia Brefeld / Walter Mathois Rügen-Zyklus (Rengay-Zyklus - sechsteilig) von Claudia Brefeld / Martina Heinisch Der Mond rundet sich von Claudia Brefeld / Gabriele Reinhard Haut an Haut von Claudia Brefeld / Gabriele Reinhard Blickkontakt von Gabriele Reinhard / Claudia Brefeld in Bewegung von Gabriele Reinhard / Claudia Brefeld >>> jeweils siehe: Gabriele Reinhard 2008 Farbwechsel von Claudia Brefeld / Martina Heinisch Ruhraufwärts von Claudia Brefeld / Martina Heinisch >>> siehe: Tina-s-Page 2007 Stiefmütterchen von Claudia Brefeld / Rudi Pfaller Weiße Stapfen von Claudia Brefeld / Georg Flamm 2006 Mit nackten Füßen von Silvia Kempen / Claudia Brefeld Losgetreten von Beate Conrad / Claudia Brefeld / Silvia Kempen |
Rengay - die Gedichtform Kettengedichte (jap.: renga bzw. mod. > renku), wie sie uns in bester japanischer Tradition bekannt sind, erscheinen beim ersten Hinsehen und Verstehen recht kompliziert und formal durchstrukturiert und machen somit bei deren Entstehen eine Schreibleitung unumgänglich. renga-/renku-Formen bestechen durch ihre Vielfältigkeit und Themenwechsel innerhalb der Werke und durch ihre unterschiedlich festgelegten Längen. Gerade die Länge eines renga/renku kann aber auch in mehrfacher Hinsicht Schwierigkeiten bereiten: zum einen ist es problematisch, während einer renga-/renku-Sitzung ein gesamtes Werk entstehen zu lassen, zum anderen findet man selten Werke dieser Länge (bekannteste renga-/renku-Form ist das kasen mit 36 Strophen) in Zeitschriften veröffentlicht. Auf Grund dieser Problematiken suchte der Amerikaner Garry Gay nach Alternativformen und konzipierte eine Themen orientierte Kettendichtung, bestehend aus sechs Strophen, die in der Regel von zwei oder drei Autoren/innen geschrieben werden - das Rengay. Der Begriff Rengay setzt sich aus der Silbe ren (von renga/renku, ren > verbunden) und den Nachnamen Gay zusammen. Trotz der namentlichen Ähnlichkeit handelt es sich bei renga/renku und Rengay um zwei völlig verschiedene Formen. Das Rengay besitzt ein definiertes Strophenmuster. Ursprünglich für zwei Autoren gedacht (A und B) entstand zuerst folgende Struktur: A - 3-zeilig B - 2-zeilig A - 3-zeilig B - 3-zeilig A - 2-zeilig B - 3-zeilig Später wurde eine Vorlage für drei Autoren (A, B und C) erarbeitet: A - 3-zeilig B - 2-zeilig C - 3-zeilig A - 2-zeilig B - 3-zeilig C - 2-zeilig Das renga/renku ist geprägt vom Anskizzieren eines Jahreslaufes, seine Lebhaftigkeit und Fülle zieht es aus dem breiten Spektrum der Themen und dem Spiel zwischen den Dichtern/innen. Demgegenüber stellte Garry Gay das Rengay, dessen Tiefe und Intensität durch das Verweilen in einem Moment entsteht. Zu Beginn der Sitzung wird ein Thema festgelegt. Themenbeschränkungen gibt es keine, wobei sich ein Rengay im trad. Stil bewusst einer Jahreszeit zuordnen wird. Und natürlich sollten sich die Beteiligten vorher einigen, ob die Verse im 5-7-5 und 7-7-Silbenmuster (in Anlehnung an die Moren-Zählung*) geschrieben werden, oder in freier Silbenzahl. Die Überlegung, ob eine lineare Folge eingehalten wird, Anschlüsse und Sprünge zwischen den Strophen vorgesehen sind, oder aber die Prinzipien „link“ und „shift“ als bewährte Methode genutzt werden, sollte vorab von den Autoren/innen geklärt werden. Es muss also nicht zwingend am vorherigen Vers angeknüpft werden, eine Verkettung z.B. zum Startvers oder ein Rückwärtsschreiten ist ebenfalls denkbar. Grundsätzlich ist auch eine Mehrfachverwendung von bedeutungstragenden Wörtern möglich. Wichtig hingegen ist, nicht zu weit vom vorgegebenen Thema abzuschweifen - das Rengay verliert dadurch an Kraft und droht zu zerfallen, das heißt, die Verknüpfungen zwischen den Strophen bleiben zu vage. Die Schwierigkeit liegt in der Balance der Verse zueinander. Zu eng beieinander, zu weit von einander entfernt - der Austausch untereinander und die Akzeptanz der Autoren/innen sind wichtig, gleichwohl aber auch die Perspektiven jedes Einzelnen, die im Ergebnis den Esprit des Gedichtes ausmachen können. Letzteres wird außerdem durch die Haiku-Qualität der Verse innerhalb des Rengay erreicht. Hier sind die Fähigkeiten der Autoren/innen zum suggestiven Schreiben gefordert. Nach Abschluss der Dichtung gilt es, eine Überschrift zu finden, die in der Regel ein charakteristisches Wort oder eine Wortkombination aus dem Werk aufgreift. Alles in allem also eine attraktive Form der Gemeinschaftsdichtung, die nicht zuletzt auf Grund ihres überschaubaren Regelwerkes zum kreativen Experimentieren einlädt (z.B. Gabel-Rengay, Sternen-Rengay, Geheimnis-Rengay). An dieser Stelle sei das Ein-Autoren-Rengay erwähnt, eine interessante, aber zugleich auch anspruchsvollere Alternative zur Sequenz oder zum Themen-Zyklus. Die Schwierigkeiten beim Komponieren eines Ein-Autoren-Rengay sind schnell erkennbar. Das Spannungsgefüge, das sich aus den zwei (drei) unterschiedlichen Sichtweisen der Autoren/innen ergibt, wird hier zur besonderen Herausforderung: ein Autor müsste mit zwei inneren Stimmen schreiben. Das Unerwartete, der unvorhersehbare Dreh erfolgt hier von ein und derselben Person. So gesehen dürfte der Ausgang des Rengay schon zu Beginn angedacht sein. Eine Qualitätskontrolle der Autoren/innen untereinander kann nicht stattfinden. Aber auch hier gilt: Thema, Struktur und die Haiku-Qualität der einzelnen Verse müssen eingehalten werden. Garry Gay ist Berufsfotograf (seit 1974) und Dichter. Beeinflusst durch Bashōs „Oku no Hosomichi“ begann er 1975 Haiku zu schreiben. Er war Mitbegründer der „Haiku Poets of Northern California“ und in den Jahren 1989-1990 ihr erster Präsident. 1991 wurde er zum Präsidenten der Amerikanischen Haiku-Gesellschaft (HSA) gewählt. *Jede Mora (Mehrzahl Moren) wird in Kana (= jap. Schriftzeichen) durch jeweils ein Zeichen wiedergegeben und gilt in der Poesie als rhythmische Einheit. Sie ist nicht gleichzusetzen mit der Silbe. Siehe auch Mora. Trotzdem wird allgemein der Begriff Silbenschema verwendet. Claudia Brefeld (6-2-2007) letzte Änderung: 10-8-2010 Literatur: Garry Gay on Rengay (Stand 6-2-2007) The Long Way Home - Garry Gay (Stand 6-2-2007) Joan Zimmerman - The Rengay Verse Form (Stand 6-2-2007) Haiku heute - Garry Gay talks with Udo Wenzel : The Moment of Awe (Stand 6-2-2007) Haiku heute - Gerd Börner: ”Das Rengay” (Stand 6-2-2007) |
letzte Änderung: 05-11-2021